Betritt man einen Kirchenraum, so wird der Blick in der Regel unwillkürlich auf den Altar gelenkt. So ist es auch in unserer St.-Georg-Kirche. Ein mit Blumen geschmückter Altar, Altarkreuz, Kerzen, die aufgeschlagene Bibel und ein farbiges Antependium. Der Altar ist das Zentrum des Kirchenraumes und steht im hellen Licht. Die Gebetsrichtung ist nach Osten zur aufgehenden Sonne und zum Kreuz hingewandt. Der durch zwei Stufen erhöhte Altar ist der Ort, wo kirchliche Amtshandlungen und Segnungen durchgeführt werden.

Text und Fotos: Edelgard Schlagmann

Der Altar besteht aus einem einzigen wuchtigen Steinblock mit einer Altarplatte darüber. Vier Weihekreuze sind zu sehen (siehe Bild). In der Mitte der Altarplatte ist ein „sepulcrum“ eingelassen worden, eine Vertiefung für eine Reliquie (siehe Bild). Was mag unsere Vorfahren 1773 dazu veranlasst haben, diese sorgfältig einzuarbeiten, obwohl eine Reliquienverehrung seit der Reformation nicht mehr üblich war? Gab es noch eine Reliquie vom Heiligen Georg, die man nicht „entsorgen“ wollte? Vielleicht war auch der Glaube da: „Wer weiß wozu es gut ist“?

Der Altar ist der Ort, an dem die Gemeinde das Abendmahl feiert. Die Urchristen feierten das Abendmahl auf dem Grab Ihrer Lieben, um ihnen bei dieser heiligen Handlung ganz nahe zu sein und für die Auferstehung zu beten, so wie Christus vom Tode auferstanden ist. Später war es ein heimlich abgehaltenes Sättigungsmahl/Agapemahl. Als im 2./3. Jh. die ersten Kirchen errichtet wurden, diente ein Quaderstein als Altar. In der Zeit des Barock hatte der Altar wieder die Form eines Sarges, wie ich es in Barockkirchen gesehen habe. Danach ging man wieder zum Blockaltar oder auch Tischaltar über.

Der Schmuck des Altars ist in lutherischen Kirchen ähnlich wie in Afferde. Ein weißes schlichtes Tuch (Bescheidenheit) bedeckt den Altar als Symbol des Leichentuches über Christi Grab. Das Kruzifix steht in der Mitte. Der Blumenschmuck (unbedingt Schnittblumen) und die brennenden Kerzen sollen uns an die Vergänglichkeit des Lebens erinnern. Die aufgeschlagene Bibel ist ein Relikt aus Luthers Reformations-Verständnis: sola scriptura = allein die Schrift. Das Antependium trägt eine Farbe passend zum Kirchenjahr. Etwa einmal im Monat wird das Abendmahl gefeiert. Dazu stellt sich die Gemeinde im Halbkreis um den Altar, um Brot und Wein zu empfangen. Hier ist Christus ganz nah.

Der Altar gilt heute als Tisch des Herrn. Bei Amtshandlungen wie Trauung, Konfirmation und Ordination, sowie am Schluss des Gottesdienstes wird der Segen vom Altar aus als unmittelbaren Zuspruch Gottes vollzogen. Durch die Erhöhung des Altarraumes ist eine Art Schutzraum gegeben. Dort wo Gott epiphan/„offenbar“ wird, hat der Mensch Abstand zu halten und sich nur in „Scheu und Ehrfurcht“ zu nähern, so heißt es. So streng sehen wir Lutheraner dies heute nicht mehr. Die Kniebeuge katholischer Christen zum Altar hin ist auf die Ehrfurcht zurückzuführen.

Edelgard Schlagmann, Kirchenpädagogin

Edelgard Schlagmann