Wird das Kirchengebäude als Heiliger Raum wahrgenommen?

Im nördlichen Teil unserer Ortschaft Afferde befindet sich die fast 250 Jahre alte St.-Georg-Kirche, aus Naturstein erbaut. Den Ort für den Kirchenbau hatten unsere Vorfahren 1773 an einer vom Hochwasser geschützten Stelle am Fuße des Düt-Berges gut gewählt. Seit etwa dem 12./13. Jh. steht an dieser Stelle ein Gotteshaus, wofür der heutige Turm und ein alter großer Taufstein aus Sandstein Zeugnis ablegen. Die beiden etwa jetzt 150 Jahre alten Lindenbäume am Aufgang zur Kirche zeigen, dass die Gemeinde Linden als „heilige“ Bäume kannte. Lindenholz ist leicht zu schnitzen, um Kruzifixe oder Heiligenbilder daraus herzustellen. Kirchenräume sind Orte des Friedens und der Versöhnung. Einen Kirchenraum zu betreten ist mit einer gewissen Andacht verbunden. Schließlich ist er keine Turnhalle oder ein Vereinsheim. Generationen haben hier gebetet und erbeten, gelobt und gedankt. In einem Kirchenraum ist Gott uns ganz nahe und spricht mit uns. Das schließt andere Orte nicht aus. Wir kennen alle Jesu Worte: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter euch.“ Auch Jesus predigte unter freiem Himmel. Heute aber laden die Kirchenräume zum Gebet mit Gott ein. Sie sind Orte des Erinnerns und desGedenkens. Sie erinnern in Ihrer Ausstattung und mit den Farben des Kirchenjahres an das Leben, Sterben und Auferstehen Jesu. Gottesdienste in der Kirche zu erleben hat eben doch eine besondere Atmosphäre. Hinzu kommen die Spuren von gelebter Frömmigkeit unserer Vorfahren, die wir auch in unserer St.-Georg-Kirche entdecken können. Der Kirchenraum ist heilig, weil darin der Glaube früherer Generationen und auch das heutige Gottesverständnis zu spüren sind. In einer Kirche ist eben alles etwas anders. „Kirchenräume sind ein zu Stein gewordener Ort des Glaubens“, so die Worte der früheren Landesbischöfin Käßmann. Ich lade Sie ein, mit mir durch eine Serie von Beiträgen in den nächsten St.-Georg-Briefen unsere Kirche mit ihrer Inneneinrichtung neu zu entdecken.

Text und Foto: EdelgardSchlagmann, Kirchenpädagogin