Die Sakristei

 

Wer die St.-Georg-Kirche betritt, seinen Platz gefunden hat und den Blick umherschweifen lässt, dem fällt auf, dass es zwei Türen gibt, die verschlossen sind. Die beiden Eingangs- und Ausgangstüren sind leicht zu finden, aber die beiden Türen neben dem Altar? Verschlossene Türen wecken Interesse. Machen neugierig. Welches Geheimnis steckt dahinter. Kann ich sie auch öffnen?


Etwas Geheimnisvolles ist hinter diesen Türen allemal.
Es ist die Sakristei, lat. sacrarium – Heiligtum, Heiliger Raum. Dieser Raum hinter dem Kanzelaltar dient zur Vorbereitung auf den Gottesdienst. Er ist ein Ort der Ruhe. Wer einen Gottesdienst hält, wer eine Predigt vorzutragen hat, braucht einen Ort zur Konzentration, auch einen Ort zum Bekleiden mit liturgischer Kleidung (Talar).
In der Sakristei werden die Dinge ordentlich aufbewahrt, die zum Gottesdienst benötigt werden: die farbigen Paramente, ein Kerzenvorrat mit Streichhölzern, die Klingelbeutel, Vasen. Oft liegt dort auch das Sakristei-Buch, in dem der Tag des Gottesdienstes eingetragen wird und wie viele Besucher anwesend waren und einige andere Besonderheiten. Dieses Buch wird später archiviert. Auf keinen Fall ist die Sakristei ein Ort für Putzgeräte und Reinigungsmaterial oder gar Abstellraum!

Eine ganze Besonderheit in der Sakristei ist eine handschriftliche Aussage der Gemeinde von 1773, die auf die Rückseite des Altarbildes gemalt ist und die vieles erklärt. Ich schreibe den Text zum besseren Verständnis etwas abgewandelt: „Wegen Armuth der Kirche hat sich die ganze Gemeinte entschlossen, auf eigene Kosten ihr neues Gotteshaus vermahlen zu lassen und ist von dem Herren Pastor Eckstein, dem Vorstehee Schatz und den Baurmeister Helmer das Geleit dazu gesammelt worden im Jahr 1776. Gott lasse es sich gefallen und seegne die Gemeinte nach seiner Verheishung.“
Ein weiterer Text: „Got zu ehren und den Altar zu zieren hat Catharina Hedewig Bruns die Einsetzung des Heiligen Abendmahls im Jahre 1776 mahlen lassen“.

Hier noch einige Erinnerungen:
Ursprünglich reichte die Sakristei auf beiden Seiten bis zur Mitte der großen Kirchenfenster. In der Nordseite der Sakristei saß der Pastor, der nur zu den Lesungen und der Predigt zu sehen war. Hier hatte die Sakristei eine zusätzliche Tür, eine 3. Tür. Wir Konfirmanden mussten dann immer aufstehen, wenn sich die Tür öffnete. In der Südseite der Sakristei saß die Familie des Pastors. 1964 erhielt die Sakristei dann ihre jetzige kleinere Form.
Als ich in der Kirche getraut wurde, öffnete sich nach der Zeremonie die nördliche Sakristei-Tür neben dem Altar, wir traten ein, umrundeten den Altar und traten durch die südliche Tür wieder hinaus. Eine Vertiefung für einen Kollekten-Kasten zeigt noch heute, dass dort um eine Spende gebeten wurde. Die Kirche verließen wir dann durch die „Hochzeitstür“.
Auch beim Abendmahl wurde der Altar umrundet: am Altar war eine Kniebank, wo die Oblate (Hostie) empfangen wird und nach der Umrundung auf der südlichen Seite dann der Wein.
Hieran können sich noch viele ältere Jahrgänge erinnern.
Sie sehen, es ist interessant, auch einmal einen Blick hinter diese beiden verschlossenen geheimnisvollen Türen zu werfen.

Text und Fotos Edelgard Schlagmann, Kirchenpädagogin

Kirchenpädagogin Edelgard Schlagmann