Ein Blick in die Runde des Kirchenschiffes

 

Wer zum Gottesdienst in der Kirche Platz genommen hat, kommt langsam zur Ruhe. Die Hektik des Alltags bleibt außen vor. Hier fühle ich mich geborgen. Wenn ich mich umschaue, erscheint mir Vieles vertraut. Erinnerungen an frühere Gottesdienste werden wach. Nun aber schaue ich mich um. Das warme Grün der Vermalung umfängt mich. Fremde Besucher sind erstaunt über das umfangreiche Grün in unserer Kirche. Diese Vermalung ist die ursprüngliche Farbe des Kirchenbaues 1773.

Warum gerade Grün?
Grün ist die Farbe der Hoffnung. Nach einem farblosen Winter fällt die Farbe Grün im Frühling ins Auge. Grün, die Farbe des Neubeginns, des Wachsens und Keimens der Natur. Beim Grün kommt die Hoffnung auf das Ewige Leben zum Ausdruck, darum ist sie eine Christusfarbe. So wie die Natur im Frühling beginnt zu keimen und sich zu entwickeln, so soll auch unser Glaube wachsen und sich festigen. Paul Gerhardt lässt uns in seinem Lied „Geh aus mein Herz“ singen: „Erwähle mich zum Paradeis und lass mich bis zur letzten Reis an Leib und Seele grünen“.

Text und Fotos: Edelgard Schlagmann

Unsere Vorfahren, also die Erbauer unseres Gotteshauses, haben von der Symbolkraft der Farbe Grün gewusst. Allerdings war wohl 70 Jahre lang die grüne Farbe verschwunden. Alles war überwiegend weiß gestrichen. Damit wollte man wohl eine helle und strahlendweiße Kirche haben. Erst bei der umfangreichen Sanierung 1991/95 fanden die Architekten beim Abschaben die ursprüngliche grüne Farbe wieder. Die marmorisierte Vermalung der Säulen, der Empore und des angedeuteten ionischen Kapitells im Kanzelaltar deutet auf einen Marmor hin, was die arme Gemeinde von 1773 leider nicht verwirklichen konnte.

Mein Blick schweift in die Runde. Der wunderschön schlichte Kanzelaltar, der Taufstein, ein Epitaph. Es gibt viel zu erforschen. Aber ich bin immer wieder fasziniert von dem christlichen Symbol des „Auge Gottes“, das sich oben im Abschluss des Kanzelaltars befindet. Ein gleichschenkliges Dreieck symbolisiert die drei christlichen Tugenden: Glaube, Liebe, Hoffnung. Inmitten ist das Auge zu sehen. Goldfarbene Strahlen, wolkenumhüllt, umschließen das Dreieck. Im AT steht bei Sprüche 15,3 „Die Augen des Herrn sind an allen Orten, sie schauen auf Böse und Gute.“ (Übrigens sind die Strahlen nur auf einem Foto glänzend zu sehen, mit bloßem Auge nicht). Ich lasse es erst einmal gut sein. Die Klänge der Orgel laden mich zum Gottesdienst ein.

Text und Fotos Edelgard Schlagmann, Kirchenpädagogin

Kirchenpädagogin Edelgard Schlagmann