Das Betreten der Kirche durch die Kirchentür

Türen haben für uns Menschen eine besondere Bedeutung. Nach einem Weg im quirligen Leben draußen betreten wir durch unsere Haustür unser Heim und fühlen uns geborgen. Türen gewähren die Möglichkeit zum Rückzug.


So ähnlich ist es auch beim Betreten einer Kirche. Kirchentüren markieren eine Grenze zwischen dem Profanen und dem Heiligen, zwischen dem prallen Leben draußen und dem Frieden und der Geborgenheit innen. Aus dem griechischen Wort „kyriakon“ leitet sich das Wort Kirche ab mit dem Sinn „dem Herrn gehörig“. Die Kirche ist also der symbolische Wohnort Gottes auf Erden. Hier treffen sich Himmel und Erde. Beim Evangelisten Johannes 10,9 im NT steht: „Ich bin die Tür, wenn jemand durch mich hindurchgeht, wird erselig werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden“.
Seit dem 3./4. Jh. betreten die Christen ihre Gottesdiensträume vom Westen her, um in Richtung der aufgehenden Sonne zu gehen. Im Westen geht die Sonne unter, dort ist das Dämonische, die Finsternis. Im Osten aber ist das Licht, ist das Leben, das Ewige Leben. Die Kirche ist also „geostet“. Auch das Kreuz auf dem Turm zeigt gen Osten.

Wir denken an Jesu Worte: „Ich bin das Licht der Welt“ (Joh.8,12). So wird auch in Afferde die Kirche vom Westen durch den bescheidenen Turmeingang betreten, obwohl eine große Tür am Aufgang zur Kirche zu sehen ist.
Beim Betreten des kirchlichen Raumes sprechen die Besucherinnen und Besucher unwillkürlich leiser. Die Schuhabsätze klappern nicht mehr so laut, und die männlichen Besucher nehmen die Kopfbedeckung ab. So sollte es sein. Ein Jeder sucht sich nach Möglichkeit seinen Lieblingsplatz. Die Gespräche verstummen. Die Schar der Vor- und Hauptkonfirmanden findet in dem Gestühl des Altarbereiches Platz. Sie „lernen“ noch und sind so dem Geschehen während des Gottesdienstes ganz nahe.

Nach dem Gottesdienst wird die große, sogenannte „Hochzeitstür“ (Bild oben) geöffnet, die sich zum Süden hin öffnet. So ist es in Afferde immer üblich gewesen. Ich finde es gut, wenn diese Tradition nicht verloren geht. Die Stufen am Austrittsportal sind extra nochmals gerichtet worden. Bei Nässe und Glatteis ist Vorsicht geboten. Die dritte Tür befindet sich im
Osten zum Eintritt in die Sakristei und ist dem Pastor vorbehalten, der unbemerkt von der Gemeinde die Kirche betreten kann.
Der St.-Georg-Singkreis hatte zum Neujahrsgottesdienst ein Lied gesungen, das mich durch seinen Text sehr beeindruckte: „Komm herein, ruh dich aus, ich bin die Tür, hier beginnt dein Zuhaus, hab lang gewartet auf dich.“ Gestärkt durch Gebete und mit dem Segen Gottes wird die Gemeinde wieder durch die Tür gehend in den Alltag entlassen.

Text und Fotos: Edelgard Schlagmann, Kirchenpädagogin